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Kühler Brunnen
Forschungsprojekt "Das Renaissancepalais Kühler Brunnen des Hans von Schenitz"
Das Wohn- und Handelshaus Kühler Brunnen in Halle zählt aufgrund seiner frühen Entstehungszeit in den 1520/30er Jahren und seinen italienisierenden Bauformen gemeinsam mit dem Halleschen Dom und dem Neuen Gebäude Kardinal Albrechts von Brandenburg zu den Inkunabeln der mitteldeutschen Frührenaissance. Das weiträumige patrizische Anwesen mit zwei Innenhöfen erstreckt sich vom halleschen Markt entlang der Gasse Kühler Brunnen bis zur Großen Nikolaistraße. An der Ausstattung wirkten namhafte Künstler der Zeit: Lucas Cranach d.Ä. und seine Werkstatt, Matthias Grünewald, der Altdorfer-Schüler Conrad Faber von Kreuznach, der Fayencekünstler Paul Preuning aus Nürnberg, die hallesche Kunsttischlerwerkstatt Gabriel Tuntzels u.v.a.m. Die exklusiven Ausstattungstücke befinden sich heute in verschiedenen Archiven und Museen. Bauherr war der wohlhabende Kaufmann Hans von Schenitz (1499-1535) – erzbischöflicher Kammerdiener, Bauverwalter sowie Geld- und Kunstgutbeschaffer Albrechts von Brandenburg. Schenitz verfügte über engste Geschäftsbeziehungen zu den Augsburger Fuggern, sein Schwiegervater Hieronymus Walter war Sozius der Welser in Leipzig. Insofern verwundert es kaum, dass der Kühle Brunnen den Augsburger Handelshäusern vergleichbar ist und mit seinen Arkadenbauten den Typus eines italienischen Kontors nach Mitteldeutschland transferierte. Unter dem Vorwurf der Veruntreuung ließ der Kardinal seinen einstigen Günstling Schenitz letztlich gefangen setzen und im Juni 1535 hinrichten. Die als skandalös gewertete Willkür des Kardinals mündete in einer publizistischen Offensive, in die auch Martin Luther eingriff. Der Justizfall Schenitz wurde zu einem Eckpfeiler der Reformation in Halle. Der Kühle Brunnen des Hans von Schenitz erfuhr im ausgehenden 19. Jh. tief greifende Umbauten, Teilabbrüche erfolgten Anfang und Mitte des 20. Jh. Restaurierungen der 1970/80er Jahre strebten eine Nutzung des Objekts als Gesellschaftshaus des Verbandes der bildenden Künstler und Architekten des damaligen Bezirkes Halle an, die mit der politischen Wende 1989 endeten. Aufgenommen in die Liste gefährdeter Baudenkmale steht das bedeutendste Patrizieranwesen der Stadt Halle derzeit zur Hälfte leer. Das in der Saalestadt einzigartige und überregional bedeutende Ensemble Kühler Brunnen stand stets im Interesse der Öffentlichkeit. Dies verdeutlichen über vierzig Bleistift-, Feder- und Aquarellzeichnungen namhafter hallescher Maler und Architekten aus der Mitte des 19. Jh. sowie zahlreiche historische Fotos aus den Jahren zwischen 1890-1930. Diese Bildquellen sind ein bislang nicht gehobener Schatz zur Rekonstruktion der Anlage.
Das Forschungsprojekt hat eine umfassende kunsthistorische Würdigung von Architektur und Ausstattung des patrizischen Anwesens zum Ziel. Beabsichtigt sind eine erstmalige Zusammenstellung und Auswertung sämtlicher Schrift- und Bildquellen sowie historische Forschungen zur Besitzer- und Nutzungsgeschichte. Die Studie soll eine Grundlage für den künftigen Umgang mit der künstlerisch hochwertigen aber gefährdeten Bausubstanz und dessen Interieur schaffen. Das Projekt wird durch ein Forschungsstipendium des Landes Sachsen-Anhalt gefördert und durch den Verein der Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.V. unterstützt.
Projektleitung:
Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn
wolfgang.schenkluhn@kunstgesch.uni-halle.de
Projektbearbeiter:
Dr. des. Anke Neugebauer
anke.neugebauer@kunstgesch.uni-halle.de
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