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Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas
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Emil Nolde und Max Sauerlandt (2013)
Emil Nolde und Max Sauerlandt. Aspekte einer Freundschaft
Eine wissenschaftliche Tagung in der Stiftung Moritzburg. Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, 14./15. Februar 2013, organisiert und veranstaltet in Kooperation der Stiftung Moritzburg mit dem Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas (IKARE) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg –– verantwortlich: Dr. Katja Schneider und Prof. Dr. Olaf Peters –– gefördert vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt.
Thema und Zielsetzung der Tagung
Emil Nolde und Max Sauerlandt waren über Jahrzehnte eng miteinander verbunden. Ihre Wege berührten sich in drei völlig unterschiedlichen Situationen: 1913 sicherte sich Max Sauerlandt Emil Noldes religiöses Hauptwerk Abendmahl für das Kunstmuseum in Halle. Diese Erwerbung war einer der ersten bedeutenden Ankäufe von Werken des Malers durch ein deutsches Museum. 1921 publizierte Sauerlandt die erste umfassende Monographie über den Künstler Nolde und setzte damit gleichermaßen Maßstäbe hinsichtlich der Beurteilung des künstlerischen Werkes wie dem Medium der Künstlermonographie. 1933 hielt Sauerlandt kurz vor seinem Tod eine viel beachtete Vorlesung zur modernen Kunst der letzten 30 Jahre, in der Nolde den weitaus meisten Raum und damit eine Schlüsselposition zugewiesen bekam.
Max Sauerlandts intensive Beschäftigung bzw. Unterstützung Noldes steht in drei völlig verschiedenen Kontexten: 1913 zeigt sich die Weitsicht des Museumsdirektors in dem frühen Erwerb eines expressionistischen Schlüsselwerks. Dieses Engagement für die zeitgenössische Avantgarde fällt in die Phase einer intensiven Diskussion und auch Kritik der Gegenwartskunst, der Ablehnung moderner französischer Kunst und ihres Erwerbs durch deutsche Museen sowie Ansätze, eine nationale Kunst zu definieren. 1921 wurde der Expressionismus von Dadaismus und Verismus massiv angegriffen, eine neue Avantgarde positionierte sich durch aggressive Abgrenzungsgesten. Zugleich setzte sich der Trend fort, den Expressionismus auszustellen, zu sammeln und auch in ersten historiographischen oder kunsttheoretischen Überblicksdarstellungen zu historisieren und zu reflektieren. Sauerlandts Monographie stellte hier eine Pionierleistung dar. 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht und organisierten spontane, unkoordinierte „Schandausstellungen“, in denen die moderne Kunst an den Pranger gestellt wurde. Zugleich gab es innerhalb der NSDAP durchaus unterschiedliche Vorstellungen und Richtungskämpfe, wie eine zukünftige NS-Kunstpolitik und eine neue deutsche Kunst aussehen könnten. Nolde stand im Zentrum dieser Auseinandersetzungen, denn er wurde einerseits diffamiert und andererseits von Einzelfiguren wie Propagandaminister Joseph Goebbels durchaus geschätzt.
Die Tagung wird diese markanten Eckpunkte der Nolde-Rezeption durch Max Sauerlandt und andere sowie die Werkentwicklung des bedeutenden deutschen Expressionisten, der einer der virtuosesten Koloristen seiner Zeit war, in Einzelbeiträgen würdigen, analysieren und kritisch kontextualisieren. Die Kunst, Kunstkritik und Kunstpolitik des späten Kaiserreichs, der Weimarer Republik sowie des „Dritten Reichs“ geraten dabei vergleichend in den Blick. Die Verbindung Nolde-Sauerlandt kann überdies als Modellfall einer intensiven Künstler-Wissenschaftler-Beziehung angesehen werden und verweist damit auf den grundlegenden Zusammenhang von kritisch-wissenschaftlicher Würdigung und künstlerischer Karriere.
Tagungsverlauf
Donnerstag, 14.2.2013, Westflügel der Stiftung Moritzburg
18:00 Uhr Begrüßung durch Dr. Katja Schneider (Halle)
18:15 Uhr Abendvortrag: Dr. Mario-Andreas von Lüttichau (Essen): Emil Nolde und das Museum. Ein Beitrag zur Sammlungsgeschichte der Moderne
19:00 Uhr Rundgang durch die Moritzburg (Moderne mit Sammlung Hermann Gerlinger)
20:00 Uhr Gemeinsames Abendessen der ReferentInnen im Café Moritzburg
Freitag, 15.2.2013, HS XVI, Melanchthonianum
9:00 Uhr Begrüßung durch Prof. Dr. Olaf Peters
9:10 Uhr Dr. Meike Hoffmann (Berlin): "Die Radikalsten unter den Radikalen" - Emil Nolde und die "Brücke"-Künstler
9:30 Uhr Indina Woesthoff (Bovenden-Billingshausen): "Seine Kunst ist eine eifersüchtige Göttin" — Emil Nolde und Gustav Schiefler
9:50 Uhr Diskussion
10:10 Uhr Dr. Christian Ring (Seebüll): "Ein Unsagbares, Unbegreifliches hielt uns zusammen." Emil Nolde und Hans Fehr
10:30 Uhr Dr. Katja Schneider (Halle): „Es müssen noch Bilder nach Halle …“ Emil Nolde und sein Sammler und Freund Max Sauerlandt
10:50 Uhr Diskussion
11:10 Uhr Kaffeepause
11:30 Uhr Dr. Kurt Winkler (Potsdam): Das moderne Museum und die Moderne im Museum in der Weimarer Republik
11:50 Uhr Dr. Ruth Heftrig (Halle): Emil Nolde und die Kunstkritik der Weimarer Republik
12:10 Uhr Diskussion
12:30 Uhr Mittagspause
14:00 Uhr Begrüßung durch Prof. Dr. Olaf Peters
14:10 Uhr Dr. Andreas Hüneke (Potsdam): Emil Nolde, Max Sauerlandt und Alois Schardt. Die Frage der Vereinbarkeit von Expressionismus und Nationalsozialismus
14:30 Uhr Isgard Kracht (Berlin): Ansichten eines Unpolitischen? Noldes Verhältnis zum Nationalsozialismus
14:50 Uhr Diskussion
15:10 Uhr Dr. Christine Hopfengart (Seebüll): "Als der Krieg zu Ende war..."
Zur Rezeption Emil Noldes nach 1945
15:30 Uhr Schlussdiskussion
16:30 Uhr Ende der Tagung