Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Kommentar: Postkoloniale Theorien

Förschler
SE Postkoloniale Theorie und Kunstgeschichte

SR 123
KG Magister
Vorbesprechung am 17.4. (12-13 Uhr)
Blockveranstaltung Fr 12-17 (24.4./15.5./5.6./26.6./3.7.)

Betrachtet man gegenwärtige Großausstellungen mit Werken von Künstlern, die weltweit präsent sind, Biennalen in Metropolen auf der ganzen Welt und Musealisierungen außereuropäischer Kunst in prominenten Neubauten wie dem Pariser Quai Branly, so scheint die Globalisierung von Ästhetiken und künstlerischen Verfahrensweisen kaum zu bestreiten zu sein. Doch wie lässt sich dieses Phänomen genauer fassen? Als kultureller Austausch, als Vereinheitlichung kultureller Differenzen oder als Vereinnahmung durch die westliche Dominanzkultur?
In historischer Perspektive deutet sich ein Zusammenhang an zwischen Globalisierungstendenzen und der Geschichte von Diplomatie und Handelsbeziehungen sowie der Kolonialisierung. Es stellt sich die Frage, wie der Umgang mit dem kulturell Anderen in Prozessen der Kolonialisierung, der Dekolonialisierung und der Globalisierung beschrieben und unterschieden werden kann. Für die gegenwärtigen Tendenzen des Kunstmarkts und der musealen Praxis erweist sich die Postcolonial Theory als vielversprechendes Instrument der Analyse. Im Seminar soll erarbeitet werden, wie es in der Kunstgeschichte eingesetzt werden kann.
Im ersten Teil des Seminars wird anhand von Texten der Postkolonialen-Theorie herausgearbeitet, wie die Konstruktion kultureller und ethnischer Identität in unterschiedlichen Zusammenhängen zu fassen ist. Dazu werden wir ‚Klassiker’ der Postcolonial Studies von Edward Said, Homi K. Bhabha und Gayatrie Chakravorty Spivak  lesen und diskutieren. Den zweiten Schwerpunkt bilden Texte, die versuchen, die Themen der postkolonialen Theorie für die kunsthistorische Forschung produktiv zu machen. Im letzten Drittel des Seminars sollen anhand von ausgewählten Kunstwerken und ihrer Rezeption die erarbeiteten Fragestellungen an Gegenständen erprobt werden. Befassen werden wir uns u. a. mit Arbeiten von Jean-Étienne Liotard, Henri Matisse und George Adéagbo.
Für eine Gewinn bringende Teilnahme an den Blockveranstaltungen ist die Bereitschaft theoretische und methodologische Texte zu lesen und zu diskutieren Voraussetzung.


Einführende Literatur:

  • Hans Belting, Lydia Haustein (Hg.): Das Erbe der Bilder. Kunst und moderne Medien in den Kulturen der Welt, München 1998
  • Maria Do Mar Castro Vaela, Nikita Dhawan: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, Bielefeld 2005
  • Annegret Friedrich, Birgit Hähnel, Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Christina Threuter (Hg.): Rassismus und Sexismus in der Visuellen Kultur, Marburg 1997
  • Peter Weibel (Hg.): Inklusion/Exklusion. Versuch einer neuen Kartografie der Kunst im Zeitalter von Postkolonialismus und globaler Migration, Köln 1997

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