Kommentar: Psycho
Veit Bastian
SE Psycho und die Geschichte der Filmmusik
Ort ???
Blockveranstaltung 24./25.4. und 29./30.5.
KG Magister
Die Zusammenarbeit von Alfred Hitchcock und dem Komponisten Bernard Herrmann gilt als einzigartig in der Geschichte des Filmes. Die Verschmelzung von Bildern mit Musik in Vertigo, Der unsichtbare Dritte oder Psycho gilt vielen Filmwissenschaftlern bis heute als unerreicht.
Allein die Entstehungsgeschichte von Psycho macht klar, dass die Bedeutung von Musik meist unterschätzt wird: Alfred Hitchcock war nach den Dreharbeiten von seinem Material so enttäuscht, dass er sein ambitioniertes Thrillerprojekt nicht mehr ins Kino bringen, sondern lediglich im Fernsehen in einer um 1 Stunde gekürzten Fassung ausstrahlen lassen wollte. Als Bernard Herrmann sich die Muster angesehen hatte, überredete er Hitchcock, ihm 14 Tage für einen Entwurf zu geben. Hitchcock war nach der ersten Vorführung begeistert, obwohl er Herrmann den Film nur unter der ausdrücklichen Bedingung überlassen hatte, die verstörende Duschszene auf keinen Fall durch ein Einsatz von Musik gefälliger zu machen.
Untersucht man, wie Bernard Hermann vier verschiedene Melodie-Motive in Psycho über die gesamte Handlung hin platziert hat, wird offenbar, wie sehr seine Musik zur Plausibilisierung von Handlungssprüngen beiträgt, wie sie vertraute Dinge des Alltags mit einer fremdartigen Bedeutung aufzuladen beginnt und sie Extremes überhaupt erst erfahrbar zu machen scheint. Damit hatte Herrmann die traditionellen Funktionen von Filmmusik - etwa das Underscoring (akustische Untermalung eines Szene), das sogenannte Mickeymousing (bewegungsimitierende Klänge eines einzelnen Instruments), oder die von Wagner entlehnte Leitmotivtechnik – überraschend und radikal erweitert: Hermanns Musik verallgemeinert die Bedeutung des Bildes, wo hingegen Hitchcocks Bild die jeweilige Melodie von Herrmanns Musik zu vergrößern scheint.
Das Seminar analysiert zunächst eingehend den Aufbau von Bernard Herrmanns Filmmusik für Psycho. Nachdem diese Analyse die Wahrnehmung der Wirkungs-weise von Musik für die gesamte Dramaturgie eines Filmes sensibilisiert hat, gibt das Seminar einen Abriß über 100 Jahre Musik im Film. Die wichtigsten Entwicklungsschritte angefangen von den cue sheets für die Stummfilmorchester in den 20er Jahren des vergangen Jahrhunderts, bis hin zu den multilayering effects zeitgenössischer Thriller wie Michael Clayton werden in Ausschnitten vorgestellt.
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