Archiv WS 2001/2002
VORLESUNGEN
PD Dr. Eva-Maria Seng DIE KUNST DES 19. JAHRHUNDERTS
Di 10:00 - 12:00
Mel/HS XVI
Beginn: 23.10.2001
Kaum eine Epoche wurde von der Kunstgeschichte so widersprüchlich und ablehnend beurteilt wie die des vorigen Jahrhunderts. In den letzten 30 Jahren hat sich allerdings diese vorurteilsgeladene Sicht deutlich gewandelt, indem immer mehr die Eigenheiten und Neuerungen dieser Zeit herausgearbeitet wurden, ohne die die Kunst der Moderne unvorstellbar wäre. In der Vorlesung sollen sowohl Architektur, Malerei als auch Plastik behandelt werden. Insbesondere die neuen Bauaufgaben der Großstädte hinsichtlich der verkehrstechnischen, der politischen, kulturellen wie auch wirtschaftlichen Anforderungen werden vorgestellt. Daneben soll die das ganze Jahrhundert durchziehende Stildebatte ausreichend zur Sprache kommen. Auch in der Malerei und Plastik werden die unterschiedlichen Strömungen und insbesondere die neuen, großteils nicht mehr religiös geprägten profanen Bildthemen aufgezeigt wie auch die neue Sicht auf den Menschen, die Natur und die Gegenstände.
Literatur zur Einführung: Rudolf Zeitler, Die Kunst des 19. Jahrhunderts, Frankfurt a. M., Berlin, Wien 1984; G. C. Argan, Die Kunst des 20. Jahrhunderts 1880-1940, Frankfurt a. M. Berlin, Wien 1984; Hermann Beenken, Das Neunzehnte Jahrhundert in der Deutschen Kunst, München 1944; Robin Middleton, David Watkin, Klassizismus und Historismus, 2 Bde., Stuttgart 1987; Hermann Filitz (Hrsg.), Der Traum vom Glück. Die Kunst des Historismus in Europa, Wien, München 1996; Claude Mignot, Architektur des 19. Jahrhunderts, Fribourg, Stuttgart 1983.
Prof. Dr. Dieter Dolgner ARCHITEKTUR DER RENAISSANCE IN DEUTSCHLAND Mi 10:00-12:00
Mel/HS XVI
Beginn: 17.10.2001
Als territoriale Variante der nordeuropäischen Renaissancerezeption begann die deutsche Renaissance - abgesehen von Vorboten in Graphik und Malerei - in der Architektur ca. 100 Jahre später als in Italien. Im Spannungsfeld zwischen heimischer mittelalterlicher (gotischer) Tradition und zunächst italienischen, dann auch französischen und niederländischen Einflüssen entstand zwischen 1510/20 und 1650 in Deutschland eine Architektur, die trotz des Vorhandenseins allgemein gültiger Merkmale und Definitionskriterien einen recht eigenständigen Charakter entfaltete. Dieser äußert sich u. a. in dem Vermögen, die mit wechselndem Gewicht wirkenden unterschiedlichen Faktoren zur Synthese zu führen. Es gilt, den Wandel der Bauaufgaben, die Entstehung und Entwicklung von Bautypen und typologischen Elementen, von Konstruktionssystemen und strukturellen Gliedern, von Dekorations- und Ornamentvorlieben in ihrem engen Kontext zu grafischen Vorlageblättern (Ornamentstichen) und kunstgewerblichen Erzeugnissen zu verfolgen.
Da die Fürsten als Sieger aus den politischen und geistigen Bewegungen der Zeit hervorgingen, nahm der Schloßbau in seiner typologischen Entwicklung von der Burg zum Wohn-, Verwaltungs- und Repräsentationsbau die wichtigste Stellung ein. Daneben behielt der Sakralbau eine gewisse Bedeutung (Schloßkapellen). Vor allem aber war es der auf die Wirtschaftskraft der Städte gestützte bürgerliche Profanbau, der in seiner breitspurig derben Behäbigkeit, der dekorativen Verbrämung, der Durchdringung von Horizontalität und Vertikalität, der Asymmetrie und malerischen Silhouette das Wesen der deutschen Renaissance prägte.
Literatur: Haupt, A.: Baukunst der Renaissance in Frankreich und Deutschland (Handbuch der Kunstwissenschaft), Berlin-Neubabelsberg 1916; Glück, G.: Die Kunst der Renaissance in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich etc. (Propyläen-Kunstgeschichte, AF, Bd. 10), Berlin 1928; Borst, C.: Die Architektur der deutschen Renaissance, Berlin 1928; Reimann, G. J.: Renaissance (Baukunst in Deutschland), Leipzig 1966; Jahn, J.: Deutsche Renaissance, Leipzig 1969; Kaufmann, G.: Die Kunst des 16. Jahrhunderts (Propyläen-Kunstgeschichte, NF, Bd. 8), Berlin 1970; Busch, H./Lohse, B.: Baukunst der Renaissance in Europa, Olten 1981; Kadatz, H.-J.: Deutsche Renaissancebaukunst, Berlin 1983.
Prof. Dr. Michael Wiemers KUNST FÜR DEN "CONNOISSEUR". ENGLISCHE MALEREI IM HISTORISCHEN ÜBERBLICK.
Do 10.00-12.00
Mel/HS XVI
Beginn: 18.10.2001
Die Vorlesung bietet eine Einführung in die englische Malerei vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Unter anderem stehen große Namen wie Hogarth, Gainsborough, Constable und Turner auf dem Programm. Das Thema "Kunst in England" läßt sich aber nur angemessen erfassen, wenn man auch den Kunstkennern Beachtung schenkt. Gerade letztere bestimmen seit dem 17. Jahrhundert das Bild der "Szene" in England mit. Sammler und Mäzene wie König Karl I. oder Thomas Howard, Earl of Arundel, die Reisenden, deren Grand Tour auf dem Kontinent vom 17. Jahrhundert an bestimmend war für die Auseinandersetzung mit der Kunst auf der Insel und die im 19. Jahrhundert als "Touristen" teils sogar rückwirkend die Kultur des Kontinents beeinflußten, Händler, die auf das Kunstgeschehen einwirkten,- sie alle werden in dieser Vorlesung eine Rolle spielen. Eines der Hauptanliegen ist es, ein lebendiges Bild eines oft vernachlässigten, wenn auch bedeutenden Gebietes der Kunstgeschichte zu präsentieren und zu demonstrieren, in welchem Sinne die englische Kunstszene in den europäischen Gesamtzusammenhang eingebettet ist. Nicht zuletzt denjenigen, die an der für das Sommersemester 2002 geplanten großen Exkursion nach London teilnehmen möchten, sei diese Vorlesung besonders empfohlen.
Literatur zur Einführung : Zwei Jahrhunderte englische Malerei. Britische Kunst und Europa 1680 bis 1880. Ausst.Kat. München, Haus der Kunst 1980; Laure Meyer: Englische Landschaftsmalerei von der Renaissance bis heute. Paris 1992; Ellis Waterhouse: Painting in Britain 1530 to 1790. Harmondsworth 1953.
SEMINARE IM GRUNDSTUDIUM
PD Dr. Leonhard Helten EINFÜHRUNG IN DIE KUNSTGESCHICHTE
Mo 10:00 - 12:00
SR 123
Beginn: 22.10.2001
Zu den drei obligatorischen Einführungsveranstaltungen zählt die Einführung in die Kunstgeschichte. Das Propädeutikum richtet sich an Studenten im Grundstudium, vornehmlich an die Studienanfänger. Im Zentrum der Lehrveranstaltung stehen Arbeitsmittel und Methoden unserer Disziplin: Literaturerschließung und -auswertung, EDV-gestützte Recherche- und Dokumentationsverfahren, Gliederung und Aufbau einer schriftlichen Arbeit bis hin zu den Methoden der Gegenstandsdeutung. Die Bereitschaft zur Abfassung einer kurzen schriftlichen Arbeit wird vorausgesetzt.
Literatur: Hermann Bauer: Kunsthistorik: Eine kritische Einführung in das Studium der Kunstgeschichte. München 1989; Marcel Baumgartner: Einführung in das Studium der Kunstgeschichte. Köln 1998; Hans Belting, Heinrich Dilly u.a.: Kunstgeschichte: Eine Einführung. 5. überarb. Aufl. Berlin 1996; Marlite Halbertsma u. Kitty Zijlmans [Hrsg.]: Gesichtspunkte: Kunstgeschichte heute. Berlin 1995. Renate Prochnow: Das Studium der Kunstgeschichte: Eine praxisbetonte Einführung. Berlin 1999. Birgit Richard und Paul Tiedemann: Internet für Kunsthistoriker, Eine praxisorientierte Einführung. Darmstadt 1999; Willibald Sauerländer: Kunsthistoriker/Kunsthistorikerin. [Blätter zur Berufskunde, hrsg. v.d. Bundesanstalt für Arbeit, Nürnberg]. 4. überarb.u.erg. Aufl. Bielefeld 1998.
Prof. Dr. Dieter Dolgner EINFÜHRUNG IN DIE KUNSTGESCHICHTE SACHSEN-ANHALTS
Mo 12:00-14:00
SR 123
Beginn: 15.10.2001
Die Begriffe "Stiftskirche" (Gernrode) und "Bauhaus" (Dessau) markieren einen historischen zeitlichen Rahmen, in dem sich unsere Seminarveranstaltungen bewegen werden. Dabei gilt es zu berücksichtigen, daß das heutige Land Sachsen-Anhalt eine politische und verwaltungstechnische Konstruktion ist, die in der Geschichte nicht durch staatliche Einheit oder geistig-kulturelle Eigenständigkeit legitimiert ist. Gleichwohl gehört das Land in seinen heutigen Grenzen zu den kulturträchtigsten und denkmalreichsten Territorien Deutschlands. Zahlreiche Werke der Architektur und Kunst besitzen europäischen Rang und genießen eine weltweite Geltung. Die Herausbildung des ersten deutschen Staates (der Ottonen) zu Beginn des 10. Jahrhunderts und die von ihm hinterlassenen kulturellen Zeugen, der Beginn und die Höhepunkte der deutschen Kathedralgotik in Magdeburg, Naumburg und Halberstadt, die Backsteinarchitektur in der Altmark, die Reformation und Renaissance in der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert, das Dessau-Wörlitzer Reformwerk in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und schließlich das Dessauer Bauhaus in seinem Wirken und seiner Ausstrahlung stehen dafür ein. Das Seminar will die regionale Kunstgeschichte in ihrem Bestand, ihrer Bedeutung und in ihrem nationalen und internationalen Kontext als naheliegendes und daher besonders willkommenes Lehr- und Lernmittel erschließen.
Literatur: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11, Provinz Sachsen-Anhalt, 2. Aufl., Stuttgart 1987; Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg, Berlin 1990; Dehio, G.: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt II, Regierungsbezirke Dessau und Halle, Berlin 1999. Im übrigen kann auf unzählige Städte- und Baumonographien verwiesen werden.
Prof. Dr. Michael Wiemers SCHWACHE MÄNNER, STARKE FRAUEN. DIE MACHT DER EROTIK ALS THEMA DER KUNST
Mo. 16.00-18.00
SR 123
Beginn: 22.10.2001
Das im Titel des Proseminars angesprochene Thema wird in der kunsthistorischen Fachliteratur mit dem Begriff "Weibermacht" bezeichnet. Die Frau, deren erotische Wirkung den Mann wehrlos macht, gehört zu den vielfältigsten Sujets in der bildenden Kunst. Aus dem Alten Testament, aus dem mittelalterlichen Legendenschatz und aus der antiken Mythologie stammen die zahlreichen Geschichten um weibliche Macht und männliche Schwäche, die hier im Zusammenhang betrachtet werden sollen. Berühmte Stoffe wie "Judith und Holofernes", "Samson und Delilah" oder "Herkules und Omphale" gehören dazu; sie stehen neben heute weniger bekannten wie "Salomos Götzendienst", "Aristoteles und Phyllis", "Vergil im Korb". Das Proseminar wird eine Einführung in die Vielzahl dieser Themen geben und deren unterschiedliche Formulierungen in der Kunst des Mittelalters und der Neuzeit beleuchten. Daß es dabei auch um die "Moral" geht, die man aus den Geschichten zog, versteht sich von selbst. Literatur zur Einführung:
Jutta Held: Die Weibermacht in der Kunst von der Neuzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Tendenzen. Zeitschrift für engagierte Kunst 152, 1985 (Frauen in Bildern, Bilder für Frauen), 45-56; Artikel "Weiberregiment, Weibermacht, Weiberlisten", in: Lexikon der Kunst, Leipzig, 1994, 739f.
Anke Neugebauer RENAISSANCE IN HALLE
Di 12:00 - 14:00
SR 123
Beginn: 23.10.2001
Von 1514 bis zur Einführung der Reformation 1541 war die Saalestadt Halle als bevorzugte Residenz Kardinal Albrechts von Brandenburg eines der bedeutendsten Zentren der deutschen Renaissance. Auf Initiative des Kirchenfürsten vollzogen sich mit dem Umbau der Marktkirche im Zentrum Halles, aber auch am westlichen Stadtrand mit dem Umgestaltung der ehemaligen Dominikanerkirche in eine Stiftskirche und der Errichtung der sog. „Neuen Residenz" bis heute das Stadtbild prägende Veränderungen. Auch im privaten Wohnhausbau entstanden herausragende Renaissancegebäude u.a. der Stadtpalast „Zum Kühlen Brunnen" für den erzbischöflichen Kämmerer Hans von Schönitz. Namhafte Künstler wie Bastian Binder, Andreas Günther, Peter Schroh, Caspar Krafft, Lucas Cranach, Mathias Grünewald u.v.a.m. wirkten in diesen drei Jahrzehnten in der Saalestadt. In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das bürgerliche und städtische Bauwesen vor allem von dem Ratsbaumeister Nickel Hoffmann bestimmt, der sich in Halle durch die Errichtung des Stadtgottesackers, des Ratswaaggebäudes oder zahlreicher Wohnhäuser des städtischen Patriziats verdient gemacht hat. Das Seminar beabsichtigt, einen Überblick in die Architektur und Ausstattung der Stadt Halle des 16. Jahrhunderts zu geben. Anhand von Referaten, die nach Abschluß des Seminars in schriftlicher Form abzugeben sind, sollen nach Möglichkeit vor Ort die jeweiligen Objekte beschrieben, eingeordnet und interpretiert werden.
Literatur zur Einführung:
Grote, Ludwig: Kardinal Albrecht und die Renaissance in Halle (Der Rote Turm 8/9). Halle o. J. (1930); Halm, Philipp Maria/Berliner, Rudolf: Das hallesche Heiltum. Man. Aschaffenb.14, Berlin 1931; Hildebrand, Arnold: Sächsische Renaissanceportale und die Bedeutung der hallischen Renaissance für Sachsen (=Studien zur thüringisch-sächsischen Kunstgeschichte, H. 2). Halle/S. 1914; Hünicken, Rolf: Halle in der mitteldeutschen Plastik und Architektur der Spätgotik und Frührenaissance. 1450-1550 (Studien zur thüringisch-sächsischen Kunstgeschichte, H. 4), Halle, 1936; Krause, Hans-Joachim: Albrecht von Brandenburg und Halle, In: Erzbischof Albrecht von Brandenburg (1490-1545). Ein Kirchen- und Reichsfürst der Frühen Neuzeit. Hrsg. v. Friedhelm Jürgensmeier. Frankfurt am Main 1991, S. 296-356; Scholz, Michael: Residenz, Hof und Verwaltung der Erzbischöfe von Magdeburg in Halle in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (= Residenzenforschung Bd. 7). Sigmaringen 1998; Volkmann, Hans: Frühe Bauten der Renaissance in Halle. (= Schriftenreihe der Staatlichen Galerie Moritzburg in Halle, Heft 9). Halle, 1956, S. 4-3
Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn ARCHITEKTONISCHE FORMENLEHRE
Mo 14:00 - 16:00 Uhr
SR 123
15. 10. 2001
Das Proseminar macht mit den Gegenstandsbereichen und Arbeitsweisen der archi-tekturgeschichtlichen Forschung bekannt, gibt einen Überblick über wichtige Bautypen und dient dem Erlernen der Architekturterminologie. Eine Klausur in der letzten Seminarstunde schließt die Übung ab.
Literatur: N. Pevsner, Europäische Architektur von den Anfängen bis zur Gegenwart, München 81994; N. Pevsner, J. Fleming, H. Honour, Lexikon der Weltarchitektur, München 31999; G. Baumann, Meisterwerke der Architektur. Bilder und Daten, Stuttgart 2001; H. Koepf, G. Binding, Bildwörterbuch der Architektur, Stuttgart 31999; G.Binding, Architektonische Formenlehre, Darmstadt 41998.
Prof. Dr. Heinrich Dilly ZEITGENÖSSISCHE KUNST VOR ORT
Do 16:00 - 18:00
SR 123
Beginn: 18.10.2001
In dieser Einführung in die gegenwärtige Kunst werden Ausstellungen zeitgenössischer Kunstwerke in Halle und Leipzig besucht und so diskutiert, daß im Laufe des Seminars eine Reihe von kurzen Ausstellungsberichten schriftlich vorgelegt werden können. Diese sollen die Kommilitoninnen und Kommilitonen sowohl der Kunstgeschichte als auch anderer Fächer über die Werke unterrichten, die in Galerien und Museen aktuell gezeigt werden. Es ist sogar denkbar, daß wir einen kleinen Informationsdienst über sehenswerte Ausstellungen in Halle, Leipzig und deren näheren Umgebung aufbauen. Wie wärs? Man braucht dazu nur offene Augen, einen klaren Verstand, dazu Bleistift, Papier und gutes Deutsch.
SEMINARE FÜR ALLE STUDIENABSCHNITTE
Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn DIE PFALZKAPELLE KARLS DES GROSSEN IN AACHEN
Di 14:00 - 16:00 Uhr
SR 123
16. 10. 2001
Der Sitz der Hofkapelle Karls des Großen, seit 936 Krönungsort der deutschen Könige, ist einer der faszinierendsten Kirchenbauten des Frühmittelalters. Als doppelgeschossiger Zentralbau hat die Aachener Pfalzkapelle zu mancherlei Deutung und Spekulation über Herkunft und Absicht ihrer komplexen Struktur Anlaß gegeben. Aber auch ihre architektonisch vielfältige Nachfolge in ottonisch-salischer Zeit, die zumeist aus politischen Gründen erfolgte, hat die Architekturgeschichte immer wieder aufs Neue beschäftigt. Das Seminar wird an Hand der relevanten Forschung versuchen, den Kern der Bedeutung, Herkunft und Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle auszuloten.
Literaturauswahl: W. Schöne, Die künstlerische und liturgische Gestalt der Pfalzkapelle Karls des Grossen in Aachen, in: Zeitschrift für Kunstwissenschaft XV (1961), S. 97-148; G. Bandmann, Die Vorbilder der Aachener Pfalzkapelle, in: Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben, Bd. III, Düsseldorf 1965, S. 424-462; A. Verbeek, Die architektonische Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle, in: Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben, Bd. IV, Düsseldorf 1967, S. 113-156; G. Streich, Burg und Kirche während des deutschen Mittelalters. Untersuchungen zur Sakraltopographie von Pfalzen, Burgen und Herrensitzen, Sigmaringen 1984, S. 20-31; M. Untermann, Der Zentralbau im Mittelalter. Form, Funktion, Verbreitung, Darmstadt 1989, S. 86-147; M. Untermann, ‘opere mirabili constructa`. Die Aachener Residenz Karls des Großen, in: Beiträge zum Ausst.-Kat. Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Paderborn 1999, S.152-164 (mit weiterer Lit.)
Dr. Holger Brülls ARCHITEKTUR UND TOD
Mo 18:00 - 20:00
SR 123
Beginn: 22.10.2001
Im Seminar sollen Bauaufgaben erörtert werden, die funktionell und symbolisch mit "Tod" zusammenhängen und naturgemäß weder in der architekturhistorischen Forschung noch in der baugestalterischen Praxis als besonders anziehend gelten: das weite Feld der Friedhofsbauten (Trauerhallen, Krematorien, Leichenhäuser) und der landschaftsarchitektonischen Friedhofsgestaltung, die Architektur von Mahnmalen und Gedenkstätten, die Gestaltung von Mausoleen und Grabstätten, aber auch Bauten für Anatomie und Pathologie. Architektur wird hier zum Rahmen für existenzielle Extremerfahrungen. Gerade die Baukunst des 20. Jahrhunderts hat auf dem Gebiet der Friedhofsarchitektur - übrigens eine eminent großstädtische Bauaufgabe - klassische Leistungen erbracht, man denke an Bauten und Projekte von Fritz Schumacher und Hans Grässel, Alvar Aalto und Erik Gunnar Asplund oder - ganz aktuell - an Axel Schultes ‘Krematorium in Berlin-Treptow. Auch Daniel Libeskinds Berliner Jüdisches Museum gehört als Symbol der Schoa in den Kontext einer "Ästhetik des Todes". Das finstere Themenfeld ist für jenden Kunst- und Kulturwissenschaftler besonders interessant, weil die einschlägigen Bauaufgaben hinsichtlich der zu erzeugenden - und auch zu vermeidenden - atmosphärischen Qualitäten besonders diffizil sind. So bietet es über den architekturhistorischen und -theoretischen Aspekt hinaus zahlreiche Ansatzpunkte zu kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Fragestellungen.
Prof. Dr. Heinrich Dilly ÖFFENTLICHE SKULPTUR IN HALLE (Thema geändert)
Mi 12:00 - 14:00
SR 123
Beginn: 23.10.2001
In diesem Seminar wünsche ich einige der in Halle aufgestellten Skulpturen und Denkmäler in ihrem urbanen Kontext zu dokumentieren. Dabei steht die bildliche, d.h. fotografische Dokumentation an erster Stelle. An zweiter steht die Deutung des Sinns dieser Skulpturen an diesem und jenem Platz bzw. Ort, und an dritter stehen Beobachtungen, vielleicht auch Befragungen von Passanten. Es wird nicht ausbleiben, daß man dabei über den Vor- und Nachwende-Kitsch, der so herumsteht, diskutieren muß. Interessenten suchen sich am besten bereits ein Objekt aus, tragen es in eine im Sekretariat ausliegende Liste ein, und dokumentieren es schon in den Semesterferien, damit wir nicht nur trübe Herbst- und Winteraufnahmen erhalten!
Prof. Dr. Dieter Dolgner MALEREI DES KLASSIZISMUS IN DEUTSCHLAND
Mi 16:00-18:00
SR 123
Beginn: 17.10.2001
Außer in Frankreich wurde auch in Deutschland eine ausgeprägt klassizistische Malerei gepflegt. An der Entwicklung des Klassizismus in Italien waren mit A. R. Mengs, A. Kaufmann und dem Kreis deutsch-römischer Landschafter auch deutsche Künstler entscheidend beteiligt. Unter dem Einfluß von J.-L. David erfolgte u. a. mit Wächter, Schick und Carstens die Wende zum heroischen Pathos des reifen Klassizismus, das im Werk von Cornelius, Genelli und Preller einen langen Nachhall zeigte. Behandelt werden nicht allein bedeutende Maler in ihrem Leben und Werk, die wichtigsten Genre der Malerei (Geschichts- und Ereignismalerei, Landschaftsmalerei, Bildnismalerei usw.) oder die entscheidend neuen Gestaltungsprinzipien in ihrer Tendenz zur Klarheit, Strenge und rationalen Grundhaltung, sondern auch die klassizistische Malerei vor dem Hintergrund sozialpolitischer Umstände und veränderter Kunstverhältnisse (neue Institutionen, Medien und Techniken, gesteigerter Anteil der Kunsttheorie und -geschichte u. a. m.), im Spannungsfeld von Revolution und Restauration, Antikenrezeption und Gegenwartsnähe, Idealismus und Realismus, Aufklärung, Klassik und Romantik, Heroismus und Idylle. Im Vordersgrund steht indes stets das einzelne Werk in seinem Inhalt, seiner Form, seinem Kontext.
Literatur: Schmidt, P. F.: Deutsche Malerei um 1800, 2 Bde., München 1922-28; Kaiser, K.: Deutsche Malerei um 1800, Leipzig 1959; Zeitler, R.: Die Kunst des 19. Jahrhunderts (Propyläen-Kunstgeschichte, NF, Bd. 11), Berlin 1966; Keller, H.: Die Kunst des 18. Jahrhunderts (Propyläen-Kunstgeschichte, NF, Bd. 1), Berlin 1971; Baumgart, F.: Vom Klassizismus zur Romantik 1750-1832. Köln 1974; Einem, H. v.: Deutsche Malerei des Klassizismus und der Romantik 1760-1840, München 1978; Lammel, G.: Deutsche Malerei des Klassizismus, Leipzig 1986; Börsch-Supan, H.: Die Deutsche Malerei von Anton Graff bis Hans von Marées 1760-1870, München 1988; Lammel, G.: Tagträume. Bilder im Lichte der Aufklärung, Dresden 1993.
Prof. Dr. Dieter Dolgner ALBRECHT DÜRER
Mi 18:00-20:00
SR 123
Beginn: 17.10.2001
Albrecht Dürer (1471-1528) hinterließ etwa 70 Gemälde, 100 Kupferstiche, 350 Holzschnitte und 900 Handzeichnungen. Als Zeichner, Aquarellist, Maler, Graphiker, Goldschmied und Kunstgewerbler, Architektur- und Kunsttheoretiker entwickelte er eine seltene Universalität, die von unbändigem Entdeckerdrang, dem Bemühen um die Gesetzmäßigkeiten der Gestaltung und der Auseinandersetzung mit dem Problem der Schönheit in Natur und Kunst bestimmt war. Er faßte die künstlerische Tradition des 15. Jahrhunderts auf einem höheren Niveau zusammen und veband sie mit dem Gedankengut des Humanismus und dem Formengut der italienischen Renaissance. Er nahm Anteil an den politischen und sozialen Konflikten, an den geistigen und religiösen Spannungen seiner Zeit, der Zeit der Wende von der Spätgotik zur Renaissance, vom Mittelalter zur Neuzeit. Sein umfangreiches Werk spiegelt so vollkommen den Ausruck der vielfältigen Bestrebungen dieser Zeit, daß man ihr in der kunstgeschichtlichen Terminologie seinen Namen gab: "Dürer-Zeit". Die frühen Zeichnungen, die Landschaftsaqarelle, die graphischen Zyklen, die Porträts, Alterbilder, die theoretischen Schriften und vieles andere mehr werden Gelegenheit geben, Albrecht Dürer als Mensch und Künstler näher kennenzulernen und in seine Zeit einzuordnen.
Literatur: Goldberg, G./Heimberg, B./Schawe, M.: Albrecht Dürer. Die Gemälde der Alten Pinakothek, München 1998 (mit ausführlicher Bibliographie; s. auch den umfangreichen Bestand unserer Bibliothek: Mr 3500-3800).
Dr. Ulrike Seeger WIENER BAROCKARCHITEKTUR: STADT- UND GARTENPALAIS
(mit Exkursion)
Fr 13.00 - 18.00 s.t. (Blockseminar)
SR 123
Beginn: 19.10.2001
weitere Termine: 16.11., 14.12., 12.01.2002
Exkursionstermin: 3. 3.-12. 3.2002, 14 Teilnehmer
Nach der erfolgreichen Verteidigung der Stadt Wien gegen die Türken im Jahre 1683 und während der bis 1718 andauernden Zurückdrängung der Türken aus Ungarn entfaltet sich in und vor den Toren der stark befestigten kaiserlichen Residenzstadt Wien eine umfangreiche, überregional bedeutende Bautätigkeit. Diese wird zunächst fast ausschließlich vom Adel getragen, der mittels der beiden traditionsreichen Bauaufgaben des Stadt- und des Gartenpalais seine Präsenz am Kaiserhof bekräftigt. Das Ziel der Veranstaltung besteht darin, die typischen und die individuellen Aspekte ausgewählter Stadt- und Gartenpalais zu erkennen und im Hinblick auf die städtebaulichen Situationen zu beurteilen.
Vorausgesetzt wird das Fachvokabular zum Beschreiben von Architektur sowie die Übernahme eines Seminarreferats (mündliche und schriftliche Version). Das Seminar bildet die Voraussetzung für die Teilnahme an der Exkursion. Einführende Literatur: Barock (= Geschichte der bildenden Kunst in Österreich, 4), hg. von Hellmut Lorenz, München - London - New York 1999. Hellmut Lorenz, Barockarchitektur in Wien und im Umkreis der kaiserlichen Residenzstadt, in: Prinz Eugen und das barocke Österreich, hg. von Karl Gutkas, Salzburg - Wien 1985, S. 235-248 (Kopie in Bibliothek). Günter Brucher, Barockarchitektur in Östereich, Köln 1983. Hans Sedlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Stuttgart 1997 (sowie frühere Auflagen). Hellmut Lorenz, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Zürich - München - London 1992. Hellmut Lorenz, Domenico Martinelli und die österreichische Barockarchitektur (=Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-Hist.-Klasse. Denkschriften, 218), Wien 1991. Bruno Grimschitz, Johann Lucas von Hildebrandt, Wien - München 1959. Renate Wagner-Rieger, Rezension zu Aurenhammer, Belvedere 1969 und 1971, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 36 (1973), S. 82-92.
Dr. Jochen Luckhardt GECHICHTE DES MUSEUMS I: VOM KIRCHENSCHATZ ZUR KUNSTKAMMER
Fr 11.30-13.00 und 13.30-16.00 s.t.
SR 123
Beginn: 19.10.2001
weitere Termine: 16.11., 14.12., 11.1.. 8.2.2002
Das Seminar widmet sich den grundsätzlichen Überlegungen zur Entstehung des Museums, einer Institution, die für Kunsthistoriker ein entscheidendes Arbeitsfeld sowohl in der Gegenwart wie in der Erforschung ihrer Vergangenheit bietet. Welche Objekte standen im Vordergrund eines frühen Sammlerinteresses, wo waren Werke untergebracht, welche Personen begründeten und entwickelten die Sammlungen, wie war Öffentlichkeit zugelassen? Antworten auf derartige Fragen versucht die erste, als Beginn einer Seminarreihe gedachte Veranstaltung zu geben. Aus einer großen Fülle herauszuheben sind sowohl Beispiele aus Frankreich und Italien wie auch nahe "Kunst- und Wunderkammern" vom 15. bis zum beginnenden 17. Jahrhundert. Heiltumsschätze und Privatinventare genauso wie die fürstlichen Schatzkammern in Ambras und Prag, Kassel und Dresden. Literatur: Julius von Schlosser, Die Kunst und Wunderkammern der Spätrenaissance, 2. Aufl. Braunschweig 1978; Roland Schaer, L`invention des musées, Paris 1993; Géza von Habsburg, Fürstliche Kunstkammern in Europa, Stuttgart 1997.
Prof. Dr. Michael Wiemers / Priv.-Doz. Dr. Stefan Lehmann DIE KUNSTSAMMLUNGEN DER HERZÖGE VON SACHSEN-COBURG-GOTHA AUF SCHLOSS FRIEDENSTEIN
Einführungssitzung: SR 123 (Termin s. Aushang)
Seminar: Blockveranstaltung in Gotha, 6 Tage, Februar 2002 (s. Aushang)
Das Schloß in Gotha, erbaut im letzten Jahrzehnt des Dreißigjährigen Krieges und 1648 nach Abschluß des Westfälischen Friedens "Friedenstein" genannt, beherbegt eine prachtvolle Sammlung von Gemälden, Plastik und Kunsthandwerk. Herzog Ernst I. von Sachsen richtete dort im Jahre 1647 erstmals eine "Kunstkammer" ein, deren Inventarium neben Gegenständen wie einem "Täflein Zimmetrinde in Silber gefaßt" oder einem "Rhinozeroshorn" auch Gemälde von "Lux Mahler" (Lukas Cranach) und "Albrecht Dürer" auflistet. Durch die Kennerschaft und das Interesse späterer Generationen ist die Zahl der Kunstschätze auf Schloß Friedenstein stetig gewachsen und schließt heute Meisterwerke der spätgotischen Plastik, der neuzeitlichen Malerei, das Kupferstichkabinett, die Münzsammlung sowie die stattliche Antikenkollektion ein. In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Fachrichtung "Klassische Archäologie" sollen in diesem Seminar sowohl antike als auch neuzeitliche Werke in Gotha vor Ort diskutiert werden. Der Rahmen eines Blockseminars (s.o.) erscheint uns für die Arbeit vor den Originalen am besten geeignet. Nähere Termine werden noch bekannt gegeben. Eine Eintragung in die Teilnehmerliste wird ab Oktober möglich sein.
Literatur zur Einführung: Allmuth Schuttwolf, Geschichte der Gothaer Kunstsammlung, in: Gotteswort und Menschenbild. Werke von Cranach und seinen Zeitgenossen. Ausst. Kat. Gotha, Schloßmuseum 1994.
SEMINARE IM HAUPTSTUDIUM
Prof. Dr. Wolfgang Ruf / Prof. Dr. Wolfgang Schenkluhn MUSIKDARSTELLUNG UND MUSIKAUSÜBUNG IN BAROCKEN KLÖSTERN SÜDDEUTSCHLANDS
Mo 16:30 - 18:00 Uhr
Institut für Musikwissenschaft, Kleine Marktstr. 7 (Händelkarree)
Seminarraum 471
Beginn: 15.10. 2002
Parallel zum barocken Um- und Neubau der Benediktiner-, Zisterzienser- und Prämonstratenserklöster in Süddeutschland im 17. und 18. Jahrhundert erfuhr auch das klösterliche Musikleben eine umfassende Neubestimmung, die ähnlich der Architektur aus italienischen und österreichisch-salzburgischen Quellen schöpfte. Während die oberschwäbische Barockarchitektur schon lange große Wertschätzung genießt, hat man die vielfältige Klostermusik der Abteien von Weingarten, Obermarchtal, Ottobeuren, Rot an der Rot u.a. erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt. Das interdisziplinäre Seminar macht sich zur Aufgabe, den Zusammenhängen zwischen barocker Klosterbaukunst einerseits und klösterlicher Musikausübung andererseits nachzugehen und nach der spezifischen Darstellung von Musik zu fragen, die in den Kirchen eine weit in das Mittelalter zurückreichende Tradition hat.
Literatur: Norbert Lieb, Barockkirchen zwischen Donau und Alpen, München 61992; Bernhard Schütz, Die kirchliche Barockarchitektur in Bayern und Oberschwaben 1580-1780, München 2000; Musik in oberschwäbischen Klöstern (Informationsheft der Verbindungsstelle für oberschwäbische Klostermusik), Tübingen 1997; CD-Reihe, Musik in oberschwäbischen Klöstern, da-music (Deutsche Austrophon), 16 Discs, 1989ff; Michael Ladenburger, Beiträge zu Orgelbau und Orgelmusik in Oberschwaben im 18. Jahrhundert, Tutzing 1991; Adolf Layer, Musikgeschichte der Fürstabtei Kempten (=Allgäuer Heimatbücher 76), Kempten 1975; Josef Focht/ Hans Gurski, Das Gloria der Engel im Fürststift Kempten. Musikdarstellungen in der Basilika St. Lorenz und der Residenz, Passau 1998; Reinhold Hammerstein, Die Musik der Engel. Untersuchungen zur Musikanschauung des Mittelalters, Bern 21990; Björn R. Tammen, Musik und Bild im Chorraum mittelalterlicher Kirchen, Berlin 2000.
PD Dr. habil. Peter Findeisen ZUM DENKMALBEGRIFF - FRAGEN UND ANTWORTEN Mo 16:00 - 18:00
Medienraum/Melanchthonianum
Beginn: 22.10.2001 /14-täglich
Der unbestimmte Rechtsbegriff des Kulturdenkmals ist seinem Inhalt nach gesetzlich definiert. Für die Denkmalerfassung wie für die praktische Denkmalpflege spielen dabei Wertvorstellungen eine Rolle, die in zum Teil konkurrierenden Begriffen wie Geschichtsbewusstsein und Memorialwert, ästhetisches Bewusstsein und Kennerschaft, Assoziations- und Symbolwert, Zeitspuren und Alterswert zum Tragen kommen. In der Würdigung des Bedeutenden wie dem Ausschluß des für die Allgemeinheit Unwesentlichen ist eine Hierarchie der Werte angelegt, die sich z. B. auch in der Festschreibung eines "Weltkulturerbe" äußert. Die Seminarteilnehmer sollen die erwähnten denkmaltheoretischen Begriffe in Referaten erläutern und unter diesem Gesichtspunkt die Normen der - einem Classement nicht unterworfenen - Denkmalverzeichnisse in Sachsen-Anhalt erörtern.
Literatur:
Riegl, Alois: Der moderne Denkmalkultus, sein Wesen und seine Entstehung (1903), in: Ders., Gesammelte Aufsätze, Augsburg/Wien 1929, S. 144-193; Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles ("Charta von Venedig"), 1964. In: Texte zum Denkmalschutz und zur Denkmalpflege, hrsg. vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, Bonn 1993, Kiesow, G.: Einführung in die Denkmalpflege, Darmstadt 1982; Wirth, Hermann: Werte und Bewertung baulich-räumlicher Strukturen, Alfter 1994, S. 89-112; Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt (21. Oktober 1991), Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege, 1993 ff. (bisher 10 Lieferungen).
Prof. Dr. Michael Wiemers KUNST ÜBER KUNST
Di 16:00 - 18:00
SR 123
Beginn: 23.10.2001
Das Thema des demonstrativen Rückgriffs auf die Kunst der Vergangenheit in der Kunst der Gegenwart ist in den vergangenen Jahren viel diskutiert worden. Von "Retrovision" (Paolo Bianchi) oder "Mnemismus" (Heinz Schütz) in der Gegenwartskunst war sogar die Rede. Das Seminar soll diesem Phänomen noch einmal nachgehen, wobei auch versucht werden muß, den kunstgeschichtlichen Voraussetzungen nachzugehen: den früheren Formen des künstlerischen Rückgriffs allgemein und des Zitats im Speziellen, vor allem aber auch der Selbstthematisierung der Kunst im Bild, zum Beispiel im Selbstbildnis oder ganz allgemein in der Darstellung des Künstlers und seiner Arbeit. So sollen Anstöße gegeben werden für das Nachdenken über die sich wandelnde Rolle der Kunst und das sich verändernde Selbstverständnis von Künstlern, Kunstinteressierten - und Kunsthistorikern.
Literatur zur Einführung: Gerhard Ahrens, Katrin Sello, Nachbilder. Vom Nutzen und Nachteil des Zitierens für die Kunst. Ausst.Kat Hannover o.J.; Hermann Ulrich Asemissen, Gunter Schweikhart: Malerei als Thema der Malerei. Berlin 1994; Paolo Bianchi: Das Erkunden der Scherben, in: neue bildende kunst 3, 1993, 4ff. ; Hommage Demontage. Hg. Uli Bohnen. Ausst.Kat Aachen, Neue Galerie - Sammlung Ludwig 1988; Heinz Schütz: Jenseits von Utopie und Apokalypse. Zum Mnemismus der Gegenwartskunst. In: Kunstforum 123, 1993, 64-100.
PD Dr. Leonhard Helten REMBRANDT HARMENSZ VAN RIJN
Mi 14:00 - 16:00
SR 123
Beginn: 17.10.2001
In der Romantik wurde Rembrandt zum Genie erhoben. Er wurde als Revolutionär, als Held des Protestantismus und des Bürgertums gefeiert und dem katholischen Höfling Rubens gegenübergestellt. Ein Frühwerk des ‘noch` ungehobelten, bäurischen Rembrandt wurde von einem Spätwerk mit dem verinnerlichten, ‘eigentlichen` Rembrandt geschieden und dazwischen eine Art Bekehrungsvorgang angenommen. Er wird bis heute als der ‘menschlichste` aller Großen Meister gefeiert, wenngleich wir von dem ‘Menschen` Rembrandt vornehmlich wissen, was er nicht war: er stammt nicht aus einer armen Familie, war kein Verschwender und kein unverstandenes Genie, die Nachtwache wurde nicht abgelehnt und der Künstler starb auch nicht völlig verarmt (Schwartz). Rembrandts Werk umfaßt sämtliche traditionellen Bildgattungen, und in allen gelangt er zu neuen Lösungen, die aber nicht voraussetzungslos entstehen. Vielmehr schöpft Rembrandt aus der jeweiligen Bildtradition, verändert und umformt bestehende Kompositionen in seinem Sinn und gewinnt dabei ganz neue Möglichkeiten der Gestaltung und des Ausdrucks.
Literatur: R.H. Fuchs: Dutch Painting. London 1986; L. Strauss u. M. v.d. Meulen, The Rembrandt Documents. New York 1979; Otto Pächt: Rembrandt. München 1991; Christian Tümpel: Rembrandt. Mythos und Methode. Königstein 1986; Gary Schwartz: Rembrandt. Stuttgart u. Zürich 1987; Christopher Wright: Rembrandt. München 2000;
Prof. Dr. Heinrich Dilly GESCHICHTE DER KUNSTGESCHICHTE
Do 16:00 - 18:00
SR 123
Beginn: 18.10.2001
Die Martin-Luther-Universität feiert im Jahr 2002 bekanntlich ihr 500jähriges Bestehen. Zwei Jahre später kann das Institut für Kunstgeschichte auf hundert Jahre zurückblicken. Beide Jubiläen bilden Anlaß genug, um darüber nachzudenken, welche Leistungen von den Vertretern des Faches, aber auch von den Studierenden in den gegebenen zeitlichen Rahmen erbracht worden sind. Deshalb sollen in diesem Seminar Leben und Werk von Kunsthistorikern und Kunsthistorikerinnen ermittelt werden, die entweder in Halle gelehrt oder in Halle ihr Studium mit einer Dissertation, einer Diplom- bzw. Magisterarbeit abgeschlossen haben. Dabei werden die Bearbeiter der einzelnen Biographien gewiß so manche Alternative zu den derzeitigen Studienbedingungen und -gegebenheiten entdecken. Das Seminar zielt auch auf eine Kunstgeschichtsschreibung, die nicht nur am (Kunst-)Objekt, sondern am Verhältnis interessiert ist, das bestimmte Subjekte zum Objekt entwickeln.
Zur Vorbereitung empfehle ich folgende Literatur: Wilhelm Waetzoldt, Deutsche Kunsthistoriker, 2 Bde., Leipzig, 1921-24; Peter Betthausen, Peter H.Feist und Christiane Fork, Metzler Kunsthistoriker Lexikon. Zweihundert Porträts deutschsprachiger Autoren aus vier Jahrhunderten. Stuttgart, Weimar: Verlag J.B.Metzler, 1999.
PD Dr. Eva-Maria Seng, Prof. Dr. Michael Kilian DER DEUTSCHE STAAT UND DIE BAUKUNST
Ort: Vor- und Nachbesprechungen in der Professorenbibliothek des Juridicums und im SR 123 des Instituts für Kunstgeschichte
1. Sitzung 17. 10. 2001 Juridicum; 2. Sitzung 07. 11. 2001 Inst. f. Kunstgeschichte; Blockveranstaltung 18. und 19. Januar in der Leucorea in Wittenberg; 20. Januar Exkursion nach Berlin.
Zeit: 1. Sitzung Mi 17. 10. 2001, 19.00 Uhr Professorenbibliothek Juridicum
2. Sitzung Mi 07. 11. 2001, 19.00 Uhr SR 123 Institut für Kunstgeschichte
In dem interdisziplinären Seminar soll die öffentliche deutsche Architektur der vergangenen zwei Jahrhunderte diskutiert werden. Dabei sollen unterschiedliche Bauaufgaben sowie deren Lösungen, stilistische Gestalt in Hinsicht auf die unterschiedlichen politischen Systeme: Monarchie, Demokratie, Diktatur, Architektur der Bundesrepublik bis 1989, Architektur der DDR bis 1989 und die neue Architektur der "Berliner Republik" im Mittelpunkt des Interesses stehen. Für alle Teilnehmer ist eine Literaturliste vorbereitet. Weitere Literaturhinweise speziell für Studierende der Kunstgeschichte können jederzeit bei PD Dr. E.-M. Seng in den Feriensprechstunden (Fr 27. 07. 11.00-12.00 Uhr, Fr 17. 08. 11.00-12.00 Uhr, Fr 7. 09., 11.00-12.00 Uhr) oder in der Sprechstunde während des WS (dienstags 14.00 -15.00 Uhr) erfragt werden.
Prof. Dr. Heinrich Dilly MAGISTRANDEN-UND DOKTORANDEN-WORKSHOPS
SR 123
In den beiden Workshops, die Anfang Dezember und Ende März stattfinden werden, - die exakten Termine werden noch bekanntgegeben - stellen Magistranden, Doktoranden und ich selbst den aktuellen Stand ihrer Arbeit an bestimmten Forschungsprojekten vor. Es handelt sich um Arbeiten über die Entdeckung der Alpen im 18.Jahrhundert, über die Berliner Museumspublikationen im 19.Jahrhundert, über den Farbtheoretiker Wilhelm Ostwald, über die New Yorker Kunstszene im Jahr 1944, über die Museumsplanung und den Museumsneubau in Wolfsburg, andere Themen mehr und schließlich um disziplingeschichtliche Aufsätze über den 9.Internationalen Kongreß für Kunstgeschichte, über Nikolaus Pevsner, über Max Dessoir und die vergessene interdisziplinäre Bewegung Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft. Die Workshops stehen allen Magistranden und Doktoranden offen.
LATEINKURSE
Kristine Schulz LATEIN FÜR ANFÄNGER Die Kurse zur Erlangung des Latinums werden im SS 2001 weitergeführt. Sie führen speziell Studierende der Kunst- und Altertumswissenschaften in das für sie nötige Latein ein. Es werden also auch Texte über die bildenden Künste gelesen. Die Kurse führen zum Latinum! Schulpraktische Übungen Latein n. V. Lateinischer Sprachkurs für Anfänger
1. Semester Mo 10-12 / Di 10-12 / Mi 12-13 Lateinischer Sprachkurs für Fortgeschrittene
3. Semester Mo 12-14 / Do 16-18 Didaktik des Latein. Lektüreunterricht Mi 14-16 Klausurenkurs Fr 12-14 Die Veranstaltungen finden im Hörsaal des Robertinums statt.
FAKULTATIVE VERANSTALTUNGEN
Wolf-Dietrich Stange KÜNSTLERISCHE TECHNIKEN FÜR KUNSTGESCHICHTSSTUDENTEN
FACHZEICHNEN Atelier, Kröllwitzer Str. 44
Di 12:00 - 14:00
Beginn: 23.10.2001
Die Übung soll die Fähigkeit entwickeln, Architekturdetails und Ornamente zeichnerisch zu erfassen; Unterweisung in graphischen Techniken und im perspektivischen Zeichnen; der Unterricht findet vor ausgewählten Objekten im Stadtraum, in den Universitätsgebäuden oder im Atelier statt.
OFFENES ATELIER
jeweils Do 9:00 - 12:00
Atelier, Kröllwitzer Str. 44
Beginn: 18.10.2001
Diese Übung bietet die Möglichkeit, in Malerei und Druckgraphik künstlerisch frei tätig zu arbeiten.
MAL- UND ZEICHENKURS
Atelier, Kröllwitzer Str. 44
Do 18:00 - 20:30
Beginn: 18.10.2001
Stilleben, Landschaft, Porträt für Anfänger; Unterweisung in der Öl-, Schichten- und Primamalerei. Pleinäir bei günstiger Witterung im Gebiet Kröllwitz und Umgebung.
KERAMIK- UND PLASTIKKURS
Brandbergweg 23, Haus C, Keramikkeller
Di 18:00 - 20:30
Beginn: 23.10.2001
Einführung in die keramischen Techniken: Formen, Dekorieren, Glasieren und Brennen von Gefäßen und figürlicher Keramik.
EXPERIMENTELLE ARCHÄOLOGIE
Brandbergweg 23, Haus C, Keramikkeller
Mo 18:00 - 20:30
Beginn: 22.10.2001
Keramische Techniken; Formen, Verzieren, Engobieren, Glasieren, Brennen; Technologische Untersuchung zum Scherbenaufbau, Brenntemperatur und Brennfarbe. Bronzeguß mit Herstellen von Formen nach Vorlagen.
FARBEN IN ANGEWANDTER UND BILDENDER KUNST
Atelier, Kröllwitzer Str. 44
Do 12:00 - 14:00
Beginn: 18.10.2001
Der zweite Teil der farbtechnischen Übungen soll sich mit solchen Farben und ihrer Herstellung beschäftigen, der auf dem Bildträger Papier Anwendung finden. Zur Vorstellung kommen die zeichen- und druckgraphischen Techniken, Aquarell- und Pastellmalerei, Schablonieren, Marmorieren und Kleistertechniken.
ARCHÄOLOGISCHES FACHZEICHNEN
für Studenten im Haupt- und Nebenfach Archäologie Ort: Robertinum
Zeit: Mo 12.30 - 14.00
Beginn: 22.10.2001
Einführung in das Zeichnen von archäologischen Kleinfunden anhand von Originalen und Repliken.
SCHEIBENTÖPFERN
Brandbergweg 23, Keramikkeller
3 Wochenstunden
Termin nach Vereinbarung
Teilnahmemöglichkeiten für Studenten, die 2 Semester Allgemeine Keramik sowie Fachzeichnen für Kunsthistoriker bereits absolviert haben.